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Gaius Suetonius Tranquillus
Nero (37-68 n.Chr.)
18-25
Reisen ins Ausland. Nero auf Tournee in Sachen Musik und Rennsport. Triumphale Rückkehr
nach Rom
(18) Die Vergrößerung
und Ausbreitung des Reiches lag weder überhaupt in seiner (Neros)
Absicht, noch ließ er sich jemals dazu durch irgendeine Hoffnung
bewegen, vielmehr dachte er sogar daran, das Heer aus Britannien abzuziehen; und nur die Scheu, dadurch dem Ruhm seines Adoptivvaters zu schmälern, ließ ihn davon abstehen. Nur das Königreich
von Pontus, das Polemo freiwillig abtrat, und das Alpenkönigreich des Cottius,
machte er, als dieser starb, zur römischen Provinz.
(18,1)
Augendi propagandique imperii neque voluntate ulla neque spe motus
umquam, etiam ex Britannia deducere exercitum cogitavit, nec nisi
verecundia, ne obtrectare parentis gloriae videretur, destitit. Ponti
modo regnum concedente Polemone, item Alpium defuncto Cottio in provinciae
formam redegit.
19. Reisen außerhalb
Italiens unternahm er überhaupt nur zwei, die nach Alexandria
und die nach Achaia. Die alexandrinische jedoch gab er noch am Tag
der Abreise auf, weil ihn gefahrdrohende Vorzeichen abgeschreckten.
Denn als er durch die Tempel von Rom zog und sich im Tempel der Vesta
niedergesetzt hatte, blieb er zuerst beim Aufstehen mit dem Zipfel
der Toga hängen, und darauf wurde es ihm so dunkel vor den Augen,
dass er nichts mehr deutlich sehen konnte.
(19,1)
Peregrinationes duas omnino suscepit, Alexandrinam et Achaicam; sed
Alexandrina ipso profectionis die destitit turbatus religione simul
ac periculo. Nam cum circumitis templis in aede Vestae resedisset,
consurgenti ei primum lacinia obhaesit, dein tanta oborta caligo est, ut dispicere non posset.
In Achaia unternahm er es, den Isthmus
zu durchstechen; er ließ seine Prätorianer zusammenkommen und forderte sie auf, Hand anzulegen. Als die Tuba
das Zeichen gegeben hatte, tat er die ersten Spatenstiche, sammelte
die ausgegrabene Erde eigenhändig in einem Korbund trug ihn auf
seinen Schultern weg. Er rüstete auch zu einem Zug zu den Kaspischen
Toren und hob dazu unter den Italikern eine neue Legion von lauter
sechs Fuß großen Rekruten aus, die er die Phalanx Alexanders
des Großen zu nennen pflegte.
(19,2)
In Achaia Isthmum perfodere adgressus praetorianos pro contione ad incohandum opus cohortatus est tubaeque signo dato primus rastello
humum effodit et corbulae congestam umeris extulit. Parabat et ad
Caspias portas expeditionem conscripta ex Italicis senum pedum tironibus
nova legione, quam Magni Alexandri phalanga appellabat.
Alle diese Maßnahmen, die zum Teil
keinem Tadel unterliegen, zum Teil sogar nicht geringes Lob verdienen,
habe ich hier zusammengestellt, um sie von seinen Fehlern und Lastern
zu sondern, von denen ich im Folgenden reden will.
(19,3)
Haec partim nulla reprehensione, partim etiam non mediocri laude digna
in unum contuli, ut secernerem a probris ac sceleribus eius, de quibus
dehinc dicam.
20. In seiner Kindheit war
er außer in allen anderen Unterrichtsfächern auch in der
Musik unterrichtet worden. Deshalb zog er sofort nach seiner Thronbesteigung
den Kitharöden Terpnus,
den damals ausgezeichnetsten Virtuosen in dieser Kunst, hinzu, ließ
sich von ihm viele Tage hintereinander nach der Tafel bis tief in
die Nacht vorsingen und begann allmählich selbst das Studium
und die Übungen dieser Kunst, ohne dabei etwas zu versäumen,
was derartige Virtuosen zur Erhaltung und Kräftigung ihrer Stimme
zu tun pflegen. Ja, er trug sogar, auf dem .Rücken liegend, eine
Tafel von Blei auf der Brust, reinigte sich durch Klistiere und Brechmittel,
enthielt sich des Genusses von Obst und der Stimme schädlichen
Speisen, bis er endlich, befriedigt von seinen Fortschritten, obwohl
seine Stimme schwach und dumpf war, den Wunah verspürte, sich
auf der Bühne zu zeigen, wobei er von Zeit zu Zeit unter seinen
Vertrauten das griechische Sprichwort äußerte, verborgene
Musik werde nicht beachtet.
(20,1)
Inter ceteras disciplinas pueritiae tempore imbutus et musica, statim
ut imperium adeptus est, Terpnum citharoedum vigentem tunc praeter
alios arcessiit diebusque continuis post cenam canenti in multam noctem
assidens paulatim et ipse meditari exercerique coepit neque eorum
quicquam omittere, quae generis eius artifices vel conservandae vocis
causa vel augendae factitarent; sed et plumbeam chartam supinus pectore
sustinere et clystere vomituque purgari et abstinere pomis cibisque
officientibus; donec blandiente profectu, quamquam exiguae vocis et
fuscae, prodire in scaenam concupiit, subinde inter familiares Graecum proverbium iactans occultae musicae nullum esse respectum.
So trat er denn zuerst in Neapel auf, und
selbst ein Erdstoß, der das Theater erschütterte, hielt
ihn nicht ab, sein Gesangsstück zu Ende zu singen. Eben dort
sang er häufiger und während mehrerer Tage, gönnte
sich auch, um seine Stimme wiederherzustellen, eine kurze Zeit Ruhe,
konnte diese aber nicht aushalten, sondern begab sich von den Bädern
wieder in das Theater, speiste mitten in der Orchestra bei zahlreich
versammeltem Volk und rief diesem in griechischer Sprache zu, er wolle
nur ein Schlückchen trinken und dann etwas Volltönendes
vor ihren Ohren erklingen lassen!
(20,2)
Et prodit Neapoli primum ac ne concusso quidem repente motu terrae
theatro ante cantare destitit, quam incohatum absolveret nomon. Ibidem
saepius et per complures cantavit dies; sumpto etiam ad reficiendam
vocem brevi tempore, impatiens secreti a balineis in theatrum transiit
mediaque in orchestra frequente populo epulatus, si paulum subbibisset,
aliquid se sufferti tinniturum Graeco sermone promisit.
Bezaubert von den harmonischen Beifallsrufen
der Alexandriner, die bei Gelegenheit der neuen Messe in Neapel zusammengeströmt
waren, ließ er noch mehr von ihnen aus Alexandria herbeirufen.
Nicht minder eifrig wählte er junge Leute aus dem Ritterstand
und über fünftausend der handfestesten jungen Burschen aus
dem Volk aus, die, in Banden geteilt, die verschiedenen Arten der
Beifallsbezeigungen, das damals sogenannte „Bienensummen",
den „Hohlziegelton"
und den „Flachziegelton",
einstudieren und ihm, wenn er sang, ihre Dienste leisten mussten;
es waren alles Burschen, die sich durch ihr glänzendes Haar und
ihren prachtvollen Aufzug, bei dem der Ring an der Linken fehlte,
auszeichneten und deren Anführer jeder vierzigtausend Sesterze
Sold erhielten.
(20,3)
Captus autem modulatis Alexandrinorum laudationibus, qui de novo commeatu
Neapolim confluxerant, plures Alexandria evocavit. Neque eo segnius
adulescentulos equestris ordinis et quinque amplius milia e plebe
robustissimae iuventutis undique elegit, qui divisi in factiones plausuum
genera condiscerent - bombos et imbrices et testas vocabant -
operamque navarent cantanti sibi, insignes pinguissima coma et excellentissimo
cultu, puris ac sine anulo laevis, quorum duces quadringena milia
sestertia merebant.
21. Da er sehr viel Wert darauf
legte, auch in Rom zu singen, ließ er die Neronischen Spiele
vor dem Tag, auf den sie eingesetzt waren, abhalten. Als nun bei dieser
Gelegenheit alle Welt ihn bat, seine „himmlische Stimme" hören
zu lassen, gab er zwar zuerst zur Antwort, in seinen Gärten werde
er denen, die es wünschten, den Gefallen tun; als aber auch die
gerade diensttuende Abteilung seiner Leibwache die Bitten des Volkes
unterstützte, war er sogleich gern bereit, ihnen sein Auftreten
auf dem Theater zuzusagen, und befahl unverzüglich, seinen Namen
dem Verzeichnis der Zithersänger, die sich zum Auftreten gemeldet
hatten, beizufügen, zog, wie alle übrigen, sein Los aus
der Urne und betrat, als die Reihe an ihn kam, die Bühne, begleitet
von den Präfekten seiner Leibgarde, die ihm die Zither trugen,
und gefolgt von den Kriegstribunen und den vertrautesten unter seinen
Freunden.
(21,1)
Cum magni aestimaret cantare etiam Romae, Neroneum agona ante praestitutam
diem revocavit flagitantibusque cunctis caelestem vocem respondit
quidem in hortis se copiam volentibus facturum, sed adiuvanti vulgi
preces etiam statione militum, quae tunc excubabat, repraesentaturum
se pollicitus est libens; ac sine mora nomen suum in albo profitentium
citharoedorum iussit ascribi sorticulaque in urnam cum ceteris demissa
intravit ordine suo, simul praefecti praetorii citharam sustinentes,
post tribuni militum iuxtaque amicorum intimi.
Sobald er seinen Platz eingenommen hatte
und das Vorspiel beendet war, ließ er durch Cluvius
Rufus, einen Mann, der das Konsulat bekleidet hatte, verkünden,
dass er die „Niobe"
singen werde, was er auch bis zur zehnten Stunde tat, worauf er die
Verleihung des Siegeskranzes und den übrigen Teil des Wettstreites
auf das folgende Jahr verschob, um Gelegenheit zu haben, öfter
zu singen. Da ihm das aber zu lange währte, trat er unverdrossen
immer wieder öffentlich auf. Unbedenklich trat er sogar bei Schauspielen,
die andere veranstalteten, unter den Bühnenkünstlern mit
seinen Leistungen auf, als ihm ein Prätor dafür eine Million
Sesterze anbot.
(21,2)
Utque constitit, peracto principio, Niobam se cantaturum per Cluvium
Rufum consularem pronuntiavit et in horam fere decimam perseveravit
coronamque eam et reliquam certaminis partem in annum sequentem distulit,
ut saepius canendi occasio esset. Quod cum tardum videretur, non cessavit
identidem se publicare. Dubitavit etiam an privatis spectaculis operam
inter scaenios daret quodam praetorum sestertium decies offerente.
Auch in Tragödien spielte er in der
Maske von Heroen und Göttern, sowie von Heroinen und Göttinnen,
die seine Gesichtszüge und die seiner jedesmaligen Geliebten
tragen mussten. Unter anderem spielte er die "gebärende Canace", "Orestes den Muttermörder", den "geblendeten Oedipus",
den "rasenden Herkules".
Von dieser Vorstellung erzählt man sich, dass ein junger Rekrut,
der beim Eingang der Bühne Wache stand, als er sah, wie der Kaiser
entsprechend dem Inhalt des Stückes aufgeputzt und mit Ketten
gefesselt wurde, herbeigestürzt sei, um ihm Hilfe zu leisten.
(21,3)
Tragoedias quoque cantavit personatus heroum deorumque, item heroidum
ac dearum, personis effectis ad similitudinem oris sui et feminae,
prout quamque diligeret. Inter cetera cantavit Canacen parturientem,
Oresten matricidam, Oedipodem excaecatum, Herculem insanum. In qua
fabula fama est tiruculum militem positum ad custodiam aditus, cum
eum ornari ac vinciri catenis, sicut argumentum postulabat, videret,
accurrisse ferendae opis gratia.
22. Schon in früher Jugend
war er ein Pferdenarr, auch unterhielt er sich, trotz aller Verbote,
am liebsten über die Circuswettrennen; als er einmal seinen Mitschülern
klagend erzählte, dass ein Rennfahrer der grünen Partei
geschleift worden sei, und der Lehrer ihn deswegen ausschalt, log
er sich damit heraus, dass er von Hektor spreche. Noch in der ersten
Zeit seiner Regierung spielte er täglich mit elfenbeinernen Quadrigen
auf seinem Spieltisch und kam zu allen, selbst den unbedeutendsten
Rennspielen aus seinen Landhäusern nach Rom, zuerst heimlich,
dann ganz öffentlich, so dass jedermann sicher war, er werde
an einem solchen Tag auf jeden Fall anwesend sein.
(22,1)
Equorum studio vel praecipue ab ineunte aetate flagravit plurimusque
illi sermo, quanquam vetaretur, de circensibus erat; et quondam tractum
prasinum agitatorem inter condiscipulos querens, obiurgante paedagogo,
de Hectore se loqui ementitus est. Sed cum inter initia imperii eburneis
quadrigis cotidie in abaco luderet, ad omnis etiam minimos circenses
e secessu commeabat, primo clam, deinde propalam, ut nemini dubium
esset eo die utique affuturum.
Auch machte er keinen Hehl aus seiner Lust,
die Zahl der Siegespreise zu vermehren, weshalb man das Schauspiel
dadurch, dass man die Rennen vervielfältigte, bis zum späten
Abend hinzog. Selbst die Vorstände der Renngesellschaften wollten
ihre Fahrer nur noch für ein ganztägiges Wettrennen herzugeben.
Bald wollte er selbst Rennen fahren und sich dabei sogar öfter
öffentlich sehen lassen. Nachdem er also in seinen Gärten
vor Sklaven und gemeinem Volk seine ersten Übungen abgelegt hatte,
zeigte er sich im Circus Maximus der gesamten Bevölkerung, wobei
ein Freigelassener von der Stelle aus, von der die Magistrate dies
gewöhnlich tun, mit dem Tuch das Startzeichen gab.
(22,2)
Neque dissimulabat velle se palmarum numerum ampliari; quare spectaculum
multiplicatis missibus in serum protrahebatur, ne dominis quidem iam
factionum dignantibus nisi ad totius diei cursum greges ducere. Mox
et ipse aurigare atque etiam spectari saepius voluit positoque in
hortis inter servitia et sordidam plebem rudimento universorum se
oculis in Circo Maximo praebuit, aliquo liberto mittente mappam, unde
magistratus solent.
Damit unzufrieden, Beweise dieser seiner
Kunstfertigkeiten in Rom gegeben zu haben, ging er, wie wir bereits
gesagt haben, nach Achaia; dazu bewog ihn besonders Folgendes: Die
Städte, in denen musikalische Wettkämpfe stattzufinden pflegten,
hatten beschlossen, alle Siegeskränze der Kitharöden ihm
zu übersenden. Diese nahm er so dankbar an, dass er die Abgeordneten,
die sie überbrachten, nicht nur zuerst zur Audienz ließ,
sondern sie auch unter seinen Vertrauten zu Tisch bat. Dabei bat ihn
einer von ihnen, doch über Tisch etwas zu singen; seine Leistung
wurde so begeistert aufgenommen, dass er ausrief, nur die Griechen
verstünden zu hören und sie allein seien würdig, sich
seiner Kunst zu erfreuen. Und so trat er ohne Aufschub die Reise an
und begann, sobald er nur bei Cassiope gelandet war, seinen ersten
Gesangsvortrag sofort am Altar des Jupiter Cassius. Dann besuchte
er reihum alle Festspiele.
(22,3)
Nec contentus harum artium experimenta Romae dedisse, Achaiam, ut
diximus, petit hinc maxime motus. Instituerant civitates, apud quas
musici agones edi solent, omnes citharoedorum coronas ad ipsum mittere.
Eas adeo grate recipiebat, ut legatos, qui pertulissent, non modo
primos admitteret, sed etiam familiaribus epulis interponeret. A quibusdam ex his rogatus, ut cantaret super
cenam, exceptusque effusius, solos scire audire Graecos solosque se
et studiis suis dignos ait. Nec profectione dilata, ut primum Cassiopen
traiecit, statim ad aram Iovis Cassii cantare auspicatus certamina
deinceps obiit omnia.
23. Er befahl nämlich,
auch die, deren periodische Wiederkehr ganz verschieden fällt,
alle in ein Jahr zusammenzudrängen, wobei einige sogar doppelt
gefeiert wurden, und zu Olympia ließ er sogar gegen alles Herkommen
einen musikalischen Wettstreit halten. Und damit ihn von diesen Beschäftigungen
ja nichts ablenke oder störe, schrieb er dem Freigelassenen Helius,
der ihn daran erinnerte, dass die hauptstädtischen Verhältnisse
seine Anwesenheit erforderten, wörtlich zurück: „Wenn du
auch jetzt noch so sehr rätst und wünschst, dass ich schnell
zurückkehre, so ist es doch vielmehr deine Pflicht, mir zuzureden
und zu wünschen, dass ich Neros würdig zurückkehre."
(23,1)
Nam et quae diversissimorum temporum sunt, cogi in unum annum, quibusdam
etiam iteratis, iussit et Olympiae quoque praeter consuetudinem musicum
agona commisit. Ac ne quid circa haec occupatum avocaret detineretve,
cum praesentia eius urbicas res egere a liberto Helio admoneretur,
rescripsit his verbis: "Quamvis nunc tuum consilium sit et votum
celeriter reverti me, tamen suadere et optare potius debes, ut Nerone
dignus revertar. "
Sooft er sang, durfte selbst in größter
Not niemand das Theater verlassen. So erzählt man denn, dass
manche Frauen während der Schauspiele niedergekommen und viele
Männer, die es satt waren, ihn zu hören und zu bewundern,
da die Tore verschlossen waren, heimlich von der Stadtmauer sprangen
oder sich tot stellten und sich so als Leichen aus der Stadt tragen
ließen. Wie angst und bange ihm aber bei jedem Auftreten war,
wie groß seine Eifersucht auf seine Gegner, seine Furcht vor
den Richtern, ist kaum zu glauben. Seine Gegner achtete er sich vollständig
gleich und suchte ihre Gunst zu gewinnen, während er ihnen insgeheim
Böses nachredete; auch schimpfte er auf sie, wenn sie ihm im
Weg standen, und suchte die, die ihm überlegen waren, zu bestechen.
(23,2)
Cantante eo ne necessaria quidem causa excedere theatro licitum est.
Itaque et enixae quaedam in spectaculis dicuntur et multi taedio audendi
laudandique clausis oppidorum portis aut furtim desiluisse de muro
aut morte simulata funere elati. Quam autem trepide anxieque certaverit,
quanta adversariorum aemulatione, quo metu iudicium, vix credi potest.
Adversarios, quasi plane condicionis eiusdem, observare, captare,
infamare secreto, nonnumquam ex occursu maledictis incessere ac, si
arte praecellerent, conrumpere etiam solebat.
Die Kampfrichter aber sprach er, bevor
er begann, auf das ehrerbietigste an, er habe alles Notwendige getan.
Der Erfolg sei freilich in der Hand des Zufalls. Sie als Männer
von Geschmack und Bildung hätten die Pflicht, alles Zufällige
auszuschließen. Und wenn sie ihn dann ermahnten, guten Mutes
zu sein, so trat er beruhigten Herzens ab. Aber selbst dann war er
nicht ohne Besorgnis, indem er die Schweigsamkeit und Zurückhaltung
dieses und jenes unter ihnen als Härte und Böswilligkeit
des Urteils auslegte und sie als ihm verdächtig bezeichnete.
(23,3)
Iudices autem, prius quam inciperet, reverentissime adloquebatur,
omnia se facienda fecisse, sed eventum in manu esse Fortunae; illos
ut sapientis et doctos viros fortuita debere excludere; atque, ut
audere, hortantibus, aequiore animo recedebat, ac ne sic quidem sine
sollicitudine, taciturnitatem pudoremque quorundam pro tristitia et
malignitate arguens suspectosque sibi dicens.
24. Beim Wettkampf selbst folgte
er den Regeln so genau, dass er niemals auszuspeien wagte, ja nicht
einmal den Schweiß der Stirne mit dem Ärmel abwischte.
Ja, als er einmal bei der Aufführung eines tragischen Stückes
sein Szepter hatte fallen lassen und ihn schnell wieder aufhob, geriet
er in die größte Angst, dass man ihn dieses Fehlers wegen
von dem Wettkampf ausschließe, und beruhigte sich erst, als
ihm sein Mitschauspiler zuschwor, die Sache sei inmitten des Beifallsjubels
der Volksmenge gar nicht bemerkt worden. Als Sieger rief er sich gewöhnlich
selbst aus, weshalb er überall auch den Wettkampf der Herolde
mitmachte. Und um das Andenken und die Spur jedes anderen Siegers
in den heiligen Spielen vor ihm überall zu vernichten, befahl
er, ihre Statuen und Bildnisse samt und sonders umzustürzen und
mit Haken in die Latrinen zu schleifen.
(24,1)
In certando vero ita legi oboediebat, ut numquam excreare ausus sudorem
quoque frontis brachio detegeret; atque etiam in tragico quodam actu,
cum elapsum baculum cito resumpsisset, pavidus et metuens, ne ob delictum
certamine summoveretur, non aliter confirmatus est quam adiurante
hypocrita non animadversum id inter exsultationes succlamationesque
populi. Victorem autem se ipse pronuntiabat; qua de causa et praeconio
ubique contendit. Ac ne cuius alterius hieronicarum memoria aut vestigium
exstaret usquam, subverti et unco trahi abicique in latrinas omnium
statuas et imagines imperavit.
Als Rennfahrer trat er an verschiedenen
Orten auf, zu Olympia sogar mit einem Zehngespann, obgleich er eben
dies dem König Mithridates in einem seiner Gedichte zum Vorwurf
gemacht hatte. Indessen wurde er dabei aus dem Wagen geschleudert;
man hob ihn zwar wieder hinein, er konnte aber das Rennen doch nicht
durchhalten, sondern gab vorzeitig auf, wurde jedoch nichtsdestoweniger
gekrönt. Bei seiner Abreise beschenkte er die ganze Provinz (Achaia)
mit der Freiheit und zugleich die Preisrichter mit dem römischen
Bürgerrecht und großen Geldsummen. Diese Gnadenbezeigungen
verkündete er am Tag der Isthmischen Festspiele mitten im Stadion
mit eigener Stimme.
(24,2)
Aurigavit quoque plurifariam, Olympiis vero etiam decemiugem, quamvis
id ipsum in rege Mithradate carmine quodam suo reprehendisset; sed
excussus curru ac rursus repositus, cum perdurare non posset, destitit
ante decursum; neque eo setius coronatus est. Decedens deinde provinciam
universam libertate donavit simulque iudices civitate Romana et pecunia
grandi. Quae beneficia e medio stadio Isthmiorum die sua ipse voce
pronuntiavit.
25. In Neapel zog, als er von Griechenland
zurückgkehrte, weil er in dieser Stadt zuerst seine Kunst gezeigt
hatte, mit weißen Pferden durch ein niedergerissenes Stück
der Stadtmauer ein, wie das beim Einzug der Sieger in den heiligen
Spielen üblich ist; ähnlich in Antium, dann in Albanum und
von dort in Rom; in Rom sogar in dem Wagen, in dem vor Zeiten Augustus
triumphiert hatte. Darin stand er , bekleidet mit einem purpurnen
Gewand und einer mit goldenen Sternen bestickten Chlamys,
den olympischen Siegeskranz auf dem Kopf, den pythischen in der Rechten,
während ihm die übrigen in feierlichem Zug vorausgetragen
wurden; sie trugen Inschriften, die anzeigten, wo und wen er mich
welchem Gesangsstück oder in welchem Schauspiel er gesiegt hatte.
Seinem Wagen folgten seine Claqueure wie das Gefolge eines Triumphators
und riefen, sie seien die Augustiner, die Soldaten seines Triumphes!
(25,1)
Reversus e Graecia Neapolim, quod in ea primum artem protulerat, albis
equis introiit disiecta parte muri, ut mos hieronicarum est; simili
modo Antium, inde Albanum, inde Romam; sed et Romam eo curru, quo
Augustus olim triumphaverat, et in veste purpurea distinctaque stellis
aureis chlamyde coronamque capite gerens Olympiacam, dextra manu Pythiam,
praeeunte pompa ceterarumcum titulis, ubi et quos, quo cantionum quove
fabularum argumento vicisset; sequentibus currum ovantium ritu plausoribus,
Augustianos militesque se triumphi eius clamitantibus.
Dann ging der Zug über einen niedergerissenen
Bogen des Circus Maximus und über das Velabrum zum Palatium,
nämlich zum Tempel des Apollo. Unterwegs wurden überall
zu seiner Ehre Opfertiere geschlachtet, die Straßen wiederholt
mit Krokuswein besprengt und ihm Singvögel, Kranzbänder
und Konfekt zugeworfen. Die heiligen Siegeskränze stellte er
in seinem Schlafgemach rings um sein Lager auf, ebenso Statuen, die
ihn als Kitharöden zeigten; in dieser Gestalt ließ er sich
auch auf Münzenenprägen.
(25,2)
Dehinc diruto Circi Maximi arcu per Velabrum Forumque Palatium et
Apollinem petit. Incedenti passim victimae caesae sparso per vias
identidem croco ingestaeque aves ac lemnisci et bellaria. Sacras coronas
in cubiculis circum lectos posuit, item statuas suas citharoedico
habitu, qua nota etiam nummum percussit.
Und nach allem dem war er so weit davon
entfernt, in seiner Leidenschaft irgendwie nachzulassen, dass er vielmehr,
um seine Stimme zu schonen, Ansprachen an seine Soldaten nur schriftlich
oder, wenn er selbst anwesend war, durch den Mund eines anderen hielt
und überhaupt bei allem, was er im Ernst oder im Scherz tat,
stets seinen Stimmlehrer neben sich hatte, der ihn an die Schonung
seiner Lungen erinnern und ihm ein Schweißtuch vor den Mund
halten sollte, ja, dass er vielen Personen teils seine Freundschaft
anbot, teils ihnen seine Feindschaft ankündigte, je nachdem sie
ihm mehr oder minder Beifall geklatscht hatten.
(25,3)
Ac post haec tantum afuit a remittendo laxandoque studio, ut conservandae
vocis gratia neque milites umquam, nisi absens aut alio verba pronuntiante,
appellaret neque quicquam serio iocove egerit, nisi astante phonasco,
qui moneret, parceret arteriis, ac sudarium ad os applicaret; multisque
vel amicitiam suam optulerit vel simultatem indixerit, prout quisque
se magis parciusve laudasset.
Deutsche Übersetzung
nach: Stahr,
A. bearbeitet von E.Gottwein